Resiliente Stromnetze in der Industrie

Marcus Velden

Business Development Manager, enercity
Marcus Velden, Business Development Manager, enercity

Marcus Velden ist u. a. Physikingenieur und seit rund sieben Jahren Business Development Manager beim Energiedienstleister enercity in Hannover. Er sagt: Die Energiewende findet auch im Netz statt – und setzt seinen Fokus auf die sichere und resiliente Energieversorgung für Unternehmen.

Bei der enercity AG entwickelt er innovative Ideen und Dienstleistungen und baut Kooperationen auf, die für alle Beteiligten ein Gewinn sind. Zum Thema Innovation hat er eine ganz bestimmte Meinung, die er mit Woody Allen teilt: „Wirklich innovativ ist man nur, wenn mal etwas danebengegangen ist“.

Werner Henke

Die meisten Industriebetriebe kommen erst dann zu uns, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist und das innerbetriebliche Netz zusammengebrochen oder aber doch erheblich gestört ist. Das ist dann fast immer mit längeren Ausfallzeiten verbunden.

Marcus Velden

Nachgehakt: Resiliente Stromnetze in der Industrie

3 Fragen der LIVARSA Netzwerk-Redakteure an Marcus Velden, Business Development Manager beim Energiedienstleister enercity.

enercity gilt als innovatives Energieunternehmen. Wie hat sich die Beziehung zu Ihren Kunden geändert, insbesondere im Hinblick auf den Wandel vom Energieversorger zum Energiedienstleister und Lösungsanbieter?

Sie profitieren davon, dass sich die Beziehung gewandelt hat – von einer Lieferanten-Käufer-Beziehung hin zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe. Der große Vorteil: Partner passen naturgemäß aufeinander auf, es liegt in ihrem ureigenen Interesse, dass es beim Partner gut läuft. Dementsprechend spielen alle mit offenen Karten und sind nicht nur auf den eigenen – oftmals ja nur kurzfristigen – Vorteil bedacht. 

Früher war klar, jeder braucht Strom und den kauft er vom Energieerzeuger. Diese Gewissheit ändert sich. Vielleicht macht schon bald jeder seinen eigenen Strom. Deshalb der aktuelle Wandel vom Energieversorger zum Energiedienstleister bzw, Lösungsanbieter. Wir sehen uns auch als Berater, der z. B. Industrie und Gewerbebetreibende in die Lage versetzen möchte, sich ein sicheres Energiesystem aufzubauen. Der Kunde kauft keine Blackbox mehr ein. Wir schauen gemeinsam: wie viel Energie wird derzeit benötigt? Woher möchte ich sie beziehen? Wie viel kann man selbst erzeugen – und zu welchem Preis? Wie lässt sich der CO2-Ausstoß verringern? Lässt sich Energie durch den Einsatz anderer Materialien oder Maschinen einsparen? Das sind sehr viele Fragen, die man im Alleingang nur schwer beantworten kann. Deshalb gibt es derzeit in etlichen Unternehmen viele kleine Einzelbaustellen zum Thema Energieeffizienz. Das ist sehr anstrengend für die Mitarbeiter und man verliert leicht den Blick für das große Ganze – und die entsprechenden Potenziale.

Wir bieten mit unseren Leistungen dafür einen ganzheitlichen Betrachtungsansatz. Sprich, wir bieten Gesamtkonzepte und Gesamtlösungen an. Und ja, zusätzlich auch weiterhin Energie und einzelne Dienstleistungen wie z, B. Schulungen oder AnlagenService. Das machen wir jetzt schon seit ein paar Jahren und das ziemlich erfolgreich

Werner Henke
Ein guter Moment, sein innerbetriebliches Netz komplett durchzuchecken und bei Bedarf auch neu zu planen, ist der, wenn ein richtig großes Projekt geplant ist. Eines, das definitiv Einfluss auf mein Stromnetz haben wird. Zum Beispiel ein Windrad, eine Photovoltaikanlage oder aber ein neuer Anlagenpark.
Marcus Velden

Eines Ihrer Serviceangebote nennt sich „NetzCheck“ und wird seit einiger Zeit verstärkt von Ihren Industriekunden nachgefragt. Worum geht es?

Beim „NetzCheck“ geht es darum herauszufinden, wie ein Unternehmen seine Versorgungssicherheit erhöhen und dabei Energiesparen und CO2 reduzieren kann. Dazu zählt neben der Betrachtung und anschließenden Ertüchtigung des innerbetrieblichen Stromnetzes auch die Verbesserung der Netzqualität. Diese spielt eine große Rolle, wenn es darum geht, sich vor Ausfällen und Maschinenschäden zu schützen.

Zu diesem Thema bieten wir ein Angebotspaket mit verschiedenen Leistungen an, die sich das Kundenunternehmen individuell zusammenstellen kann. Eine davon ist der elektrische Effizienzfilter von LIVARSA. Denn die Netzqualität hängt immer vom Wirkungsgrad ab - also der Frage, wie effizient der Strom im innerbetrieblichen Netz übertragen und genutzt wird. Hier ist der elektrische Effizienzfilter ein echtes Multitalent, denn er reduziert gleichzeitig Stromverluste als auch Störungen im Netz, die sich auf Maschinen und Anlagen negativ auswirken könnten.

Unser Ziel ist es, unseren Kunden im Idealfall eine Rundum-Sorglos-Lösung zu vermitteln, die jeden dazu befähigt, sich ein in sich geschlossenes Energiesystem zu schaffen und zu betreiben. Deshalb sehe ich es als eine meiner Kernaufgaben an, unser Angebot ständig um neue passende Produkte zu ergänzen, aus denen unsere Kunden in puncto CO2-Einsparung oder Energieeffizienz einen echten Mehrwert ziehen können.

Der LIVARSA Effizienzfilter hat mich vor allem deswegen überzeugt, weil er direkt mit einer Nachweismessung verbunden wurde. Der Anwender weiß damit genau, was er durch den Filter einspart. Er bekommt reelle Zahlen, die man nicht nur als Ingenieur auch sehr gut nachvollziehen kann.

Wie macht man nun sein Stromnetz de facto resilient gegen Einflüsse verschiedenster Art, sodass es idealerweise gar nicht zu einem Ausfall kommen kann - und im besten Falle sogar effizienter als bisher funktioniert?

Dazu gehört beispielsweise eine solide Netzbetrachtung und -planung sowie anschließend auch eine entsprechende Ertüchtigung des innerbetrieblichen Netzes. Zuerst findet eigentlich immer eine Sichtung der vorhandenen Dokumentation und eine Begehung statt, manchmal wird auch ein digitaler Zwilling des Stromnetzes erzeugt, in dem sämtliche Kabelwege, Trafos, Schalter etc. angelegt sind. Dazu werden die Lasten an verschiedenen Punkten im Netz gemessen oder es werden z. B. Thermografie-Messungen vorgenommen.

Bei der Planung sollten Netzstörungen dann entsprechend eingeplant werden – solche, die innerhalb des Unternehmens ausgelöst werden können, genauso wie Störungen von außen.

Dazu gehören zum Beispiel typische „Netzwischer“ (kurzfristiger Einbruch der Spannung) oder größere Ausfälle durch äußere Einwirkungen – vom Bagger, der die Leitung durchtrennt bis hin zum Marder im Umspannwerk.

All diese möglichen Risiken muss ich ins Kalkül ziehen und dann überlegen, welche Geräte und Maschinen dadurch inwiefern davon betroffen sind und wie sich mögliche negative Effekte verhindern oder aber zumindest abfedern lassen. Und ich sollte eine Zustandsbewertung der möglicherweise betroffenen Netzkomponenten anfertigen. Dann weiß ich zum einen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie bei einem bestimmten Ergebnis ausfallen. Und zum anderen, wie leicht oder schwer die Ersatzteilbeschaffung ist.

Gegebenenfalls ist ein Resultat dieser Betrachtung, dass ich mir bestimmte Ersatzteile schon mal ins Lager lege, damit ich im Ernstfall nicht wochenlang darauf warten muss. Oder dass ich vorbeugend schon mal ein Geräteteil wie eine alte Schaltanlage ersetze. Wobei dabei immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung dahinter gestellt werden sollte. Sprich: auch das proaktive Festlegen entsprechender Gegenmaßnahmen zählt zu einer guten Netzplanung.

Welche Vorteile ein resilientes Stromnetz hat?  In einem resilienten Stromnetz kommt es in der Regel im Fehlerfall nur zu lokalen Abschaltungen und das Gesamtnetz kann schnell wieder hergestellt werden, da die richtigen Maßnahmen gut vorbereitet getroffen werden können. Darüber hinaus ist die Anfälligkeit bei schwankenden Netzlasten geringer. Neben der Ausfallsicherheit würde ich sagen, dass man zukünftig vielleicht auch - unter Anwendung von KI oder Energy Data Engineering – im Betrieb mit weniger Fachkräften auskommen kann. Elektroingenieure waren schon in der Vergangenheit dünn gesät, künftig wird es vermutlich noch schwieriger, ausreichend qualifiziertes Personal zu bekommen. Kurz gesagt schafft ein resilientes Netz Wettbewerbsvorteile, indem die Produktionssicherheit verbessert und Ausfallkosten vermieden werden. Außerdem wird der Arbeitsschutz erhöht und die Planungssicherheit gesteigert.

Personalmangel hindert viele Unternehmen, proaktiv für innerbetriebliche Netzsicherheit zu sorgen.

Marcus Velden

Stromnetze und ihre typischen Schwachstellen

Einzelne Sicherungskreise wurden nicht klug aufeinander abgestimmt

Fehler aus der Inbetriebnahme
Alter der Anlagen
Fehlende Dokumentation von Kurzschlussströmen oder Lichtbogenenergie
Brandschutz
Zugänglichkeit von Anlagen
Kabelführung
Ersatzteilbeschaffung

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